Spielzeug, die Zweite ... "Orbinar" Refraktor 70/400mm
seit 15.10.2021

Spielzeug, die Zweite ... "Orbinar" Refraktor 70/400mm

Willkommen in der Spielzeugwelt ...zweiter Teil

Nachdem ich den 60/415er "Opticland" einer lieben Stern-Freundin zukommen habe lassen, lief mir doch alsbald wieder so ein "Plastebomber" über den Weg. Diesmal hiess das Fabrikat nicht "Opticland", sondern "Orbinar" und es war ein 70/400mm Refraktor. Ideal beispielsweise als großer und - dank eben Plastikbauweise - leichter Sucher. Für recht kleines Geld fand er den Weg zu mir ... anbei war da nur das Teleskop selbst: besagter 70/400er mit Glaslinsen (da sollte man bei derlei Billiggerätschaften immer nachfragen bzw. Wert drauf legen; es gibt diese Teile nämlich auch schon mit Plastiklinsen!), geteilt durch den bekannten Kunststoffring zwischen den Linsen. Weiter gibts einen etwas rauh laufenden Plastik-Okularauszug (1 1"4!), Plastik-Taukappe, der Tubus selbst scheint aus Alu zu sein und ist mit einer Schraubaufnahme für Photostative versehen. Kein Sucher dabei. Aber - mal sehen; erstmal durchschauen.
Und ich sollte überrascht sein: das Teleskop also auf mein kleines Balkon"stativ" druafgesetzt und natürlich mal die Testglühbirnen des Nachbarnd angepeilt und - schönes scharfes Bild bis hoch zu 80facher Vergrößerung. Auch die bekannten Lichtreflexe liessen ein gutes Bild (Beugungserscheinungen) durchs 5mm-Ultima-Okular kommen. Mit recht wenig Falschfarbe ... und das bei einem f5.5er FH Refraktor. Merkwürdig wenig. Nun, etwas wackelig im Auszug war das Auszugsrohr - innen glänzend - aus - massiv Plastik. Aber egal, es machte "seinen " Job.

Natürlich musste nun mal geschaut werden, wie es denn "innen" so aussieht; insbesondere der wackelige OAZ war zu betrachten. Und - man weiss ja, bei diesen Billiggeräten wird gerne mal mit Abblendungen zur Bildverbesserung gearbeitet ... das gab es ja auch schon beim ersten "Spielzeug", jenem 60/415er, der ja nun bei besagter Stern-Freundin angekommen ist. Tja und beim Blick ins "Innenleben" des Refraktors fand sich dann auch schnell die Ursache des recht guten farbfehlerarmen Bildes: mit Hilfe zweier Blenden - einer im Tubus und der zweiten im Auszugsrohr - wurde aus dem 70/400er Refraktor (f/5.5) ein ca. 45/400er (~f/9) gemacht. So klärte sich auch der Blick auf den DS ε Lyrae auf, dessen weitere Komponente ich beim "Erstblick" mit seinen 2"7 Distanz so gerade eben trennen konnte ... (112.5/45 = 2"5). Uups. ca 35% der effektiven öffnung einfach mal genullt. Sowas geht ja nun garnicht. Ergo: Blenden verschieben bzw. raus. Zunächst schob ich also die Tubusblende mit seiner ca. 35mm durchmessenden öffnung Richtung OAZ. Doof nur, das ich dann beim Fokussieren schnell mit dem (zu langen) Auszugsrohr gegen die Blende sties. Gab immer noch reichlich Abschattung; aus den ca. 45mm waren nun vielleicht gerade mal 50mm geworden. 20 zuwenig. Ich will die 70mm.
Um hier die Fokussiererei zu optimieren, wurde dann das OAZ-Auszugsrohr bis an die Zahnstange weggesägt (manchmal ist Plastik echt von Vorteil ;-) ). Schon besser, aber nicht gut genug. Denn auch die Blende IM OAZ-Rohr spendete reichlich "Schatten" - also: kurz und bündig: raus damit. Wieder besser - nun vielleicht 55mm öffnung. 15mm fehlen da noch. Tabula Rasa - auch die Tubusblende ganz raus. Aha - nun kommen wir der Sache doch schon näher; die Öffnung sollte nun schon 60/65mm sein.
Ja und die Reflexe im OAZ-Rohr - wie gewohnt: DeZi-Fix-Veloursfolie und die Reflexe sind gegessen. Zudem: der Wackel im OAZ: diesem wurde innerhalb des "Führungsbereiches" im OAZ (also dort, wo das Auszugsrohr langläuft) an den Pelz gegangen: Hier gab es ja einen knappen Millimeter Spiel: dies war dann mit einigen Restschnipseln Velourfolie und etwas Klebeband schnell korrigiert, so daß der OAZ nun recht gut, gerade und ohne Wackel läuft.

Nächster Test: Ja, wie zu erwarten, wurde das Bild nun natürlich deutlich "bunter"; der Farbfehler kam nun zur Geltung. Das ist aber auch nichts Unnormales. Aber - sehr positiv - die Bildqualität selbst - hey - ich bin echt angetan: Natürlich wieder ε Lyrae; dem ich mit einem 4mm Ortho (100fach) auf den Leib rückte: beide Komponenten nun aufgelöst; die engere (2"3er) war etwas schwieriger. Na, dann mal was probieren: das 2.5er Nagler mit seiner 160fachen Vergrößerung ... und dies zerlegte auch die engere Komponente in blitzsaubere runde Sternpunkte mit Zwischenraum. Klasse! Dann natürlich auf Jupiter und Saturn. Jupiter: klar, die Planetenscheibe war bei 160fach dann doch recht verfärbt und nicht sooo dülle: mach sah schon Details in der Atmosphäre. Schon etwas mehr "eingegilbt" . Aber die Monde: klar und fein definierte runde Punkte. Einer kam gerade (Europa) aus der Planetenscheibe herausgekrochen und zwei weitere (Io & Ganymed) standen einige wenige Bogensekunden voneinander entfernt. Saturn: zeigte einen Atmosphärenstreifen auf der knackescharfen Planetenabbildung. Und in ruhigen Momenten in den "Ansen" die Cassiniteilung. Dabei natürlich auch Titan. Fein! Später versuchte ich dann noch einen Doppelstern im Pegasus: STF2799AB Peg 7m4 & 7m4 / 1"89; der "wollte" nicht. Ich denke aber mal: noch nicht.
Später stattete ich den 70er noch mir einem 6x30er Sucher aus; auch wenn man meinen könnte, so ein "Kurzer" mit geringmöglicher Vergrößerung brauche keinen Sucher; sehe ich anders. Macht schon Sinn.

Auch wenn ich noch nicht ganz da bin, wo ich "hin möchte" - eben die vollen 70mm Öffnung - ist dieser kleine Billigrefraktor mehr als eine angenehme Überraschung: Spendiert man ihm ein/zwei Stunden "Zuwendung", ein paar Streifen Klebeband und etwas Veloursfolie, kann man für kleinstes Geld einen wirklich brauchbaren leichten absolut reisetauglichen Refraktor bekommen.


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Blendenarbeiten: die Blende im OAZ-Rohr konnte mit Hilfe eines Schraubenziehers und eines Hämmerchens entfernt werden. Denn der Blendenloch-Durchmesser von ca. 15-18mm bewirkte auch gut Abschattung.

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Dann wurde der OAZ-Rohr bis zum Zahnkranz weggesägt und das Rohr innen mit besagter DeZi-Fix-Veloursfolie ausgestattet.

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